Wiek liegt etwa 30 km nordwestlich von Bergen auf Rügen auf der Halbinsel Wittow. Die Gemeinde ist über die Landstraße 30 entweder über die Nehrung der Schaabe zu erreichen oder über die Wittower Fähre, einer Autofähre zwischen den Gemeinden Wiek und Trent. Wiek grenzt im Westen an den Wieker Bodden, der im Westen durch die Halbinsel Bug von der Ostsee abgetrennt ist und so einen guten Naturhafen darstellt. Im Süden hat der Bodden eine schmale Verbindung zum Meer. Von Wiek aus gibt es einen regelmäßigen Fährverkehr zur Insel Hiddensee.
Vom 21. Dezember 1896 bis zum 10. September 1968 verlief die 750-mm-Schmalspurbahnstrecke Bergen–Trent–Wittower Fähre–Wiek–Altenkirchen der Rügenschen Kleinbahn (RüKB) durch Wiek.
Ortsteile
- Wiek
- Bohlendorf
- Bischofsdorf
- Fährhof
- Parchow
- Wittower Fähre
- Woldenitz
- Zürkvitz
Geschichte
Name
Wiek wurde erstmals 1165 als Vikr documentiert. 1314 und 1318 wurde eine parochia Medowe sive Wyk, also eine Med-Aue Honigwiese bei Wyk beschrieben (ostgermanischen Medouve (Med = Honig, ouve = Aue).
Das Germanische WIC ist verwandt mit dem Lateinischen vicus = Ort und victual = Lebensmittel. Es ist auch im Angelsächsischen als wicing, (siehe Widsith poem) bekannt. Ebenso das Frisische Wik oder Wyk für Bucht deutet auf Marktstelle, Handelsort, denn diese entwickelten sich an Gewässern und besonders Buchten.
Wie alle Namen änderte er sich im Laufe der Jahrhunderte. 1314 und 1318 hieß es Medove sive Wiek und Medove sive Wyk, 1324 nur noch Wik, später de Wyke, Wick, Wiek und heute wieder Wiek.
Mittelalter
Der Name Medove, also Honigwiese, könnte zur Annahme führen, dass hier die Wiesenbienenwirtschaft die Grundlage des Erwerbslebens der Einwohner war. Auch dürfte der Ort durch die in dieser Gegend (wie Arkona oder Garz) typischen Burgwälle und durch Wälder umgeben gewesen sein. Die Halbinsel Wittow war um 1.000 von polabisch sprechende slawische Wendenvolk (Rujanen) besiedelt, welche nach den vorher dort bekannten Ranen benannt wurden.
Die Dänen kämpften im 12. Jahrhundert mehrfach um die Halbinsel und siegten schließlich 1168. Neue germanische Siedler kamen und lebten neben den slawischen Einwohnern. Im Laufe der Jahrhunderte veränderten sich Sprache, Sitten, Religion und die Landwirtschaft. 1404 starb auf Jasmund die letzte Einwohnerin, die noch Wendisch sprach.
1314 wurde Wiek in einer Steuerliste des Rügenfürst Wizlaw III. aufgeführt und scheint danach eine schon sehr beträchtliche Einwohnerzahl aufzuweisen. Erneut wurde Wiek 1318 urkundlich erwähnt. Nach dem Tod Witzlaws III. kam Rügen zum Herzogtum Pommern-Wolgast und ab 1350 herrschte der Landvogt als Vertreter des Fürsten. 1355 verkaufte Ritter Johann von Kyle (Kiel) seine Güter aus Wiek und Goos. Um 1400 wurde mit dem Bau der Dorfkirche begonnen. 1421 wurden bereits die sozialorientierte Elendenbruderschaft und 1456 die Fronleichnamsbruderschaft in Wiek genannt. Um 1453 war das Seeräuberwesen der Vitalienbrüder unter Klaus Störtebecker und Gödeke Michels in dieser Gegend sehr aktiv. 1462 wurde das Armenhaus St. Jürgen in Wiek eingerichtet. 1515 belehnte Herzog Bislaw X. Heinrich von der Lancken unter anderem „mit de Wyke gantz“; Den Lanckens und dem Nonnenkloster zu Bergen gehörten zu dieser Zeit der Ort.
17. bis 18. Jahrhundert
Im Dreißigjährigen Krieg hatte Rügen und somit Wiek ebenso zu leiden wie das ganze Pommernland. 1627 bis 1630 waren Wallensteins kaiserliche Truppen auf Rügen. Durch Hungersnot und Krankheiten verminderte sich die Bevölkerungszahl erheblich. Nach der schwedischen Besetzung konnte sich Wiek – im Gegensatz zu Pommern – wieder vom Krieg erholen; es kam 1648 mit Vorpommern zu Schweden. Auch der Krieg Schweden gegen Brandenburg (1678) und der Nordische Krieg berührten Wiek. 1711 landete Feldmarschall Graf Stenbock mit ca. 10.000 Mann auf Wittow; der Ort hatte Spanndienste zu leisten. 1730 jedoch hieß es: „Wiek ist wohlbewohnt und volkreich. Die Einwohner stehen unter einigen adelichen Herrschaften, auch befinden sich allhier Kirchenbauern.“ Erst 1806 hebt der Schwedenkönig die Leibeigenschaft auf. Auch die Besetzung durch französische Truppen 1807 bis 1810 war im Ort spürbar. 1815 wurde Wiek preußisch.
Neuere Geschichte
1819 galt Wiek als größtes Dorf auf Rügen. 1820 entstand das Spritzenhaus. Fritz Reuter schrieb über Wiek 1830: „Am Morgen wanderte ich Wittow, der Kornkammer Rügens zu. Da lag das lieblichste, reich ausgestaltete Ländchen im Sommermorgen, umgürtet vom sonnenbegrenzten Meer, in unendlicher Mannigfaltigkeit durch die Buchten, Bodden und Wyken, …“ 1850 kann Wiek zwei Schulstandorte (im Küsterhaus und in einem gesonderten Haus) verzeichnen.
1872 standen Teile von Wiek, bei der großen Sturmflut im November unter Wasser. 1875 wurde der Friedhof auf dem Borgwall – dem alten Slawenwall – angelegt. 1883 erhielt der Ort ein kaiserliches Postamt im Gasthof Schröder (Hotel Bismarck). Im Jahr 1890 wurde mit dem Bau des Hafens und einer Kleinbahn begonnen, die einerseits für die einheimischen Fischer, andererseits für den Kreideabtransport von den Kreidebrüchen bei Kap Arkona gedacht waren. Der Schützenplatz wurde 1898 angelegt. 1903 erhielt der Ort seine erste Straßenbeleuchtung. Eine Schotterstraße verband seit 1907 Wiek mit Altenkirchen. 1915 wurden kriegsbedingt die Arbeiten des 1912 begonnenen Ausbaus des Kreidehafens eingestellt. Auch in Wiek gab es am Ende des Ersten Weltkrieges einige Unruhen unter den stationierten Matrosen.
Ab 1920 entstand das Kindergenesungsheim, das bis 1928 für bis zu 1200 Kinderplätze ausgebaut wurde. 1928 wurde das heutige Schulgebäude erstellt. Zeitgleich wurde die Reederei Alwert gegründet. Um 1929/30 können die Nationalsozialisten auch in Wiek Fuß fassen. Sturmabteilungen richten einiges Unheil an. 1936 fegte ein anderer, richtiger Sturm über den Ort, der bemerkenswert war. Der Hafen wurde um 1934/35 in seiner heutigen Form angelegt. 1938 erfolgte der Bau einer neuen Berufsschule. Ab 1935 wurden Soldaten auf dem nahe gelegten Bug stationiert, und seitdem ist dieser Teil der Halbinsel mit Unterbrechungen bis 1992 stark militärisch geprägt. Am 5. Mai 1945 konnte der Ort kampflos von der Roten Armee besetzt werden.
1949/50 wurde auf Grund der starken Bevölkerungszunahme die Schule ausgebaut.
Nach der Wende wurde der Ort ab 1992 mit Hilfe der Städtebauförderung umfangreich saniert.